Am Anfang von Cuba Sí stand die Kampagne mit diesem Namen. Die Maßnahme der kubanischen Regierung, allen kubanischen Kindern bis zum 14. Lebensjahr einen Liter Milch pro Tag zu ermöglichen, hatte, stellvertretend für die gesamte kubanische Sozialpolitik, einen hohen Symbolwert.
Am Anfang von Cuba Sí stand die Kampagne mit diesem Namen. Die Maßnahme der kubanischen Regierung, allen kubanischen Kindern bis zum 14. Lebensjahr einen Liter Milch pro Tag zu ermöglichen, hatte, stellvertretend für die gesamte kubanische Sozialpolitik, einen hohen Symbolwert. Mit der wirtschaftlichen Krise der 90er Jahre, eingeleitet durch den Systemwechsel des europäischen Ostblocks, fiel die Milchproduktion in Kuba um die Hälfte. Lieferungen von Kraftfutter und zusätzlichem Milchpulver aus der DDR entfielen. Viele Freunde Kubas, gerade in den neuen Bundesländern, wollten diese Situation nicht hinnehmen. Cuba Sí und Milch für Kubas Kinder wurden so geboren.
Wurde noch in der Anfangsphase Milchpulver mit Spendengeldern gekauft und nach Kuba geschickt, so wurde bald deutlich, daß dies langfristig keine Lösung sein kann. Stattdessen fließen seither die Spenden für diese Kampagne zielgerichtet in die Förderung ausgewählter milchproduzierender Rinderfarmen. Dabei hat sich folgende Vorgehensweise entwickelt und etabliert: In 3 Regionen Kubas (Guantánamo im Osten, in Zentralkuba um die Stadt Sancti Spíritus und in der Provinz Havanna) wird parallel jeweils 1 Projekt für einen Zeitraum von 3 Jahren gefördert. Pro Jahr gehen Spendengelder im Gegenwert von 100000 US-Dollar (entspricht dem konvertiblen kubanischen Peso) an jedes der 3 Projekte. Diese Gelder werden durch die bundesweit bestehenden Ortsgruppen von Cuba Sí gesammelt. Wir als Hamburger Gruppe sind daran beteiligt und legen unseren Schwerpunkt auf diese Kampagne.
Ziel der Förderung ist die Steigerung der Milchproduktion mit Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung. Dazu werden zunächst notwendige Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden und Stallanlagen durchgeführt und veraltetes oder defektes Gerät (z.B. Melkmaschinen) erneuert. Die Häuser der unmittelbar an den Projekten wohnenden Landarbeiter werden bei Bedarf gleichfalls renoviert und zur Energieversorgung mit Biogasanlagen ausgestattet. Die Motivierung der in den Projekten Beschäftigten ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Arbeit. So wurden auch Gemeinschaftseinrichtungen wie Kantinen erneuert, aber auch im Umfeld der Projekte gelegene Schulen, Familienarztpraxen und Krankenhäuser mit Geld- und Sachspenden unterstützt. Da Transport in Kuba nach wie vor ein großes Problem ist, erhält jedes Projekt einen Kleintransporter (Pickup).
Die Futterversorgung der Rinder auf eine gute und ausgewogene Grundlage zu stellen, ohne von Importen abhängig zu sein, ist eine vorrangige Aufgabe. Dazu werden neue Futterpflanzen gezielt angebaut und durch Agrarwissenschaftler und Biologen auf ihren Nutzen hin analysiert. Desweiteren wird in die Zucht der Rinder investiert: die europäischen Hochleistungsrassen vertragen das heiße Klima schlecht und werden daher mit in den Tropen heimischen Arten gekreuzt, wobei der genetische Anteil der Rassen mit hoher Milchleistung langsam erhöht werden soll. Solarbetiebene Elektrozäune werden zur Einzäunung der Weideflächen errichtet. Bäume werden gepflanzt, um den Kühen schattige Plätze zur Verfügung zu stellen. Die Rinderfäkalien werden in den Biogasanlagen als Rohstoff eingesetzt oder durch biologische Methoden zu hochwertigem Naturdünger verarbeitet, der in der Landwirtschaft und beim Gemüseanbau zum Einsatz kommt. Insgesamt strebt man einen sich weitgehend aus eigenen Ressourcen erneuernden Produktionskreislauf an. Dabei gehen die Maßnahmen auf den Projekten konform mit der Ausrichtung der gesamten kubanischen Landwirtschaft auf biologische und umweltverträgliche Produktionsmethoden, welche in den 90er Jahren einsetzte.
Ein zusätzlicher Punkt ist die Weiterbildung der in den Projekten Arbeitenden. Dazu werden Schulungsräume eingerichtet und mit audiovisuellen Medien augestattet.
Nach 3 Jahren sollen die Projekte durch die Anschubfinanzierung auf eigenen Füßen stehen. Danach wird in der Nähe des alten Standortes ein neues Förderungsprojekt ausgewählt, welches so unmittelbar auf die Erfahrungen des Vorgängers zurückgreifen kann. Unser Kooperationspartner in Kuba ist die kubanische Viehzüchtervereinigung ACPA. Durch die enge Zusammenarbeit von Cuba Sí mit der ACPA wird die zielgerichtete Verwendung der Spendengelder entsprechend der gemeinsam vereinbarten Planung gewährleistet.
Zusätzlich zu diesen drei Milchfarmstandorten wird seit einigen Jahren ein weiteres Projekt in der westlichen Provinzhauptstadt Pinar del Río gefördert. Dabei geht es um Landwirtschaft von Kleinproduzenten im städtischen Raum, um Freiflächen in der Stadt und am Stadtrand zu nutzen. Die Kleinproduzenten an unterschiedlichen Standorten sind in einer Kooperative organisiert. Hühnerhaltung und Kaninchenzucht sowie Gemüseanbau sind die Schwerpunkte, doch wo möglich, werden auch Ziegen und Schweine gehalten sowie Milchwirtschaft betrieben. Diese stadtnahe Produktionsform hat in letzter Zeit in Kuba insgesamt an Bedeutung gewonnen und wird auch in anderen Städten betrieben. Vorteil ist die Nähe zu den Verbrauchern, die in den in vielen Projekten dieser Art angeschlossenen Verkaufsstellen direkt einkaufen können. Lange Lagerung und aufwändige Transporte entfallen. Die Produktion ist in starkem Maße ökologisch ausgerichtet.
Wenn das Gesamtvolumen unserer Unterstützung auch vergleichsweise bescheiden ist, so ist es dennoch ein wichtiger Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und zu neuen Wegen der Entwicklung. Darüber hinaus demonstrieren wir unsere Solidarität mit den Menschen in Kuba in einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen Kuba und der EU angespannt sind. Leider hat sich die EU der agressiven US-Politik gegen Kuba angeschlossen, doch die Kubaner sind stolz auf sich und ihre Gesellschaft und lassen sich nicht in ihre Angelegenheiten hineinreden. An der vom westlichen Kapital angestrebten erneuten Kolonisierung Kubas ist dort naturgemäß niemand interessiert.
Für kleine Gruppen Neugieriger, die sich aus erster Hand über Kuba informieren wollen und die Arbeit und die Menschen auf den Projekten kennenlernen wollen, führt Cuba Sí workcamps durch (Termine und Info siehe unter der Rubrik Reisen nach Kuba). Sollte eine bereits bestehende Gruppe von mindestens 6-7 Leuten fahren wollen, so lässt sich auch außerhalb der festen Termine von Hamburg aus ein solcher Aufenthalt nach Absprache organisieren.